Warum du dich von deinem Perfektionszwang lösen solltest.
Du sitzt an einem Projekt, voller Elan, und bist fast fertig. Aber dann fällt dir noch dieses eine Detail auf, das du verbessern könntest. Und wenn du schon dabei bist, warum nicht hier und da noch etwas perfektionieren? Bevor du es merkst, sind Stunden, Tage oder sogar Wochen vergangen – und dein Werk liegt immer noch unfertig vor dir.
Dieses Muster ist tückisch. Denn gerade im kreativen Bereich, wo Details oft den Unterschied ausmachen, verleitet uns die Liebe zur Präzision dazu, nicht loszulassen. Doch Perfektionismus, so nobel er im ersten Moment erscheinen mag, ist ein stiller Saboteur. Er hält uns davon ab, Projekte abzuschließen – oder schlimmer noch, überhaupt erst zu beginnen.
Die Nachteile? Sie sind subtil, aber zerstörerisch. Während wir uns in Details verlieren, raubt uns Perfektionismus wertvolle Zeit, die wir für andere Dinge wunderbar nutzen könnten. Er blockiert unseren Fortschritt, lähmt unsere Motivation und lässt uns am Ende mit dem bitteren Gefühl zurück, nichts wirklich fertiggestellt zu haben. Und vielleicht am schlimmsten: Perfektionismus kann uns daran hindern, das Feedback und die Anerkennung zu erhalten, die uns ein abgeschlossenes Werk bringen könnte.
Ich habe das selbst oft erlebt, besonders in der Zusammenarbeit mit meinem Geschäftspartner Andreas. Wir hatten diesen Drang, alles bis ins kleinste Detail perfekt zu machen. Wir wollten uns gegenseitig beeindrucken und gleichzeitig sicherstellen, dass unsere Arbeit absolut makellos war. Aber damit standen wir uns komplett selbst im Weg. Wir waren nicht nur unsere eigenen größten Kritiker, sondern haben uns gegenseitig ständig ausgebremst. Es war wie ein stilles Wettrennen darum, wer die kleinste Schwäche zuerst entdeckt.
Erst als wir den Mut fanden, diesen Perfektionszwang abzulegen, änderte sich alles. Wir wurden nicht nur entspannter und hatten mehr Freude an unserer Arbeit, sondern plötzlich ging es auch vorwärts. Projekte wurden schneller fertig, wir konnten mehr veröffentlichen – und ja, am Ende verdienten wir dadurch auch mehr. Es war eine befreiende Erkenntnis: Gut genug war nicht nur gut genug, es war genau das, was uns weiterbrachte.
Perfektionismus: Ein anderer Name für Angst
Perfektionismus wirkt im ersten Moment so edel, fast heldenhaft. Wer will nicht das Beste aus sich herausholen? Aber wenn wir ehrlich sind, ist Perfektion oft nur ein anderes Wort für Angst. Angst, nicht gut genug zu sein. Angst vor Kritik. Angst, dass unser Werk nicht die Anerkennung bekommt, die wir uns wünschen.
Ich habe mal gelesen, dass Perfektionismus eng mit Prokrastination zusammenhängt. Das fand ich faszinierend. Es ergibt Sinn, oder? Wenn du dir vorstellst, wie hoch der Berg der Perfektion ist, kannst du genauso gut am Fuß des Berges sitzen bleiben. Warum den ersten Schritt wagen, wenn du sowieso nie oben ankommst? Und da liegt das Problem. Wir bleiben stehen.
Das Traurige daran ist, dass die meisten Menschen die winzigen Makel, die uns nachts wachhalten, gar nicht bemerken. Was wir als „nicht gut genug“ empfinden, kann für andere inspirierend, schön oder einfach hilfreich sein.
Gut genug ist mächtiger als perfekt
Ein Konzept, das mir dabei geholfen hat, ist die Idee der „Mindestwirksamkeit“. Es geht darum, dass es besser ist, regelmäßig etwas Gutes zu erschaffen, als ewig an der Perfektion eines einzigen Projekts zu basteln. Stell dir vor, du würdest statt einem perfekten Werk zehn gute Projekte umsetzen. Wäre das nicht mächtiger? Und das Beste daran: Mit jedem neuen Projekt lernst du dazu, wächst und wirst besser.
Ein tolles Beispiel ist Leonardo da Vinci. Er hat die Mona Lisa nie als „fertig“ betrachtet. Nie! Für ihn war sie immer ein unfertiges Werk. Und trotzdem gilt sie als eines der größten Meisterwerke der Kunstgeschichte. Das zeigt doch, dass „fertig“ manchmal besser ist als „perfekt“.
Warum du dich trauen solltest, unperfekt zu sein
Ich möchte dich ermutigen, dich von der Vorstellung zu lösen, dass alles perfekt sein muss, bevor du es mit der Welt teilst. Unperfekt zu sein bedeutet nicht, schlampig oder nachlässig zu arbeiten. Es bedeutet, menschlich zu sein. Es bedeutet, mutig zu sein.
Wenn du dir erlaubst, unperfekt zu sein, schaffst du dir Raum für Wachstum. Für Entwicklung. Und für Erfolg. Denn während du noch an deiner Version 1.0 feilst, könnten andere schon längst von Version 2.0 begeistert sein.
Praktische Tipps gegen Perfektionsdruck
Vielleicht hilft es dir, kleine Schritte zu gehen. Hier sind ein paar Ansätze, die dir den Einstieg erleichtern können:
- Setz dir Deadlines: Ohne klare Zeitvorgabe verlieren wir uns leicht in Korrekturen. Ein fester Endpunkt zwingt dich, loszulassen.
- Arbeite iterativ: Veröffentliche eine erste Version und verbessere sie mit der Zeit. Das nimmt den Druck, sofort perfekt sein zu müssen.
- Denke an dein Publikum: Überlege dir, wie dein Werk anderen helfen oder sie inspirieren könnte – auch wenn es nicht perfekt ist.
- Sei nett zu dir selbst: Mach dir bewusst, dass Fehler kein Makel, sondern ein natürlicher Teil des kreativen Prozesses sind.
Fortschritt statt Perfektion
Perfektion ist ein Trugbild. Sie hält uns klein und fesselt uns an unsere Ängste. Aber „gut genug“? Das ist befreiend. Das ist mutig. Und es ist der Weg, der dich weiterbringt.
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